Was macht KI zu einem solchen Wachstumsmotor?
Was macht KI zu einem solchen Wachstumsmotor? © DesignSells/AdobeStock

Ein Turbo fürs Wachstum: Künstliche Intelligenz hat das Zeug zur großen Transformation

Künstliche Intelligenz entwickelt sich zunehmend zu einem Schlüsselmoment und hat das Zeug zur großen Transformation. Welche Auswirkungen hat KI auf Branchen, Aufgaben und die Weltwirtschaft?

Vor zehn Jahren praktisch noch Utopie, spielt heute Künstliche Intelligenz in nahezu jeder Branche und überall auf der Welt eine Rolle und transformiert die Wirtschaft bereits in vielerlei Hinsicht. „Die Einsatzmöglichkeiten von KI sind nicht nur ebenso vielseitig wie die Wirtschaft selbst, sondern werden diese in Zukunft auch maßgeblich verändern“, heißt es bei Splunk, den Experten für digitale Resilienz, die vergangenes Jahr von Cisco übernommen wurden. „Ob nun autonom fahrende Autos, Online-Shopping per Spracherkennung, computergestützte Prüfung von Finanzdaten oder robotergesteuerte Assistenzärzte in der Medizin, schon heute gelten KI-Technologien als einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren von morgen.“

Nicht alle profitieren gleich stark

Das sehen Analysten, Marktforschende und Wirtschaftsfachleute ganz ähnlich. Laut einer etwas älteren Studie von PwC könnte der Einsatz von KI-Technologie das globale BIP bis 2030 um bis zu 14 Prozent steigern, was einem zusätzlichen Wert von etwa 15,7 Billionen (15.700.000.000.000) US-Dollar entspricht, mehr als diverse Volkswirtschaften zusammengenommen.

Nicht alle Regionen werden den Analysten zufolge gleich stark profitieren. Die höchsten Zuwächse werden in China mit einem BIP-Wachstum in Höhe von 26 Prozent vorausgesagt. Für Nordamerika wird durch den Einfluss von KI ein BIP-Wachstum um 14 Prozent erwartet, für Europa ein Plus von 9 bis 12 Prozent. In puncto Marktvolumen für KI gehen neuere Schätzungen, zusammengetragen und veröffentlicht etwa vom DWS Asset Management, für die einzelnen Kontinente von jeweils über 500 Prozent aus. Der Gesamtmarkt für KI soll demnach bis 2030 auf weltweit mehr als 774 Milliarden Euro wachsen.

Motor für Produktivität und Innovation

Was aber macht KI zu einem solchen Wachstumsmotor? KI kann riesige Datenmengen (Big Data) verwalten, analysieren und verarbeiten. Und das sind Kernprozesse im Unternehmen, die nicht nur für Innovations- und Konkurrenzfähigkeit sorgen. Aus den Daten lassen sich Verbesserungen für Produktionsprozesse lesen, die Kundenkommunikation beleben oder Geschäftsdaten verarbeiten, um ein paar der Vorteile zu nennen. Auf diese Weise kann KI für Produktivitätszuwächse und mehr Arbeitsproduktivität sorgen. KI hilft Unternehmen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Lieferketten zu optimieren, Schwachstellen auszuloten, Qualität zu steigern. Auch KI-gestützte Produktverbesserungen und Verschiebungen aus Verbrauchernachfragen und -verhalten fließen den Marktforschenden zufolge mit Zuwächsen ins BIP ein. Es gebe keine Branche, die sich dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz entziehen könne, so PwC.

Neue Wertschöpfung durch KI

Kaum überraschend also, dass einer Deloitte-Studie aus dem Jahre 2022 zufolge 94 Prozent der Firmen sagen, dass KI (sehr) wichtig sei. Die größte KI-Wertschöpfung in den kommenden fünf bis zehn Jahren sehen sie vor allem durch intelligente Automatisierung (39 Prozent), Sprachverarbeitung (38 Prozent), Bildbearbeitung (36 Prozent) und Chatbots (35 Prozent). In Deutschland erwartet die Mehrheit der Unternehmen positive Produktivitätseffekte durch KI, mit geschätzten Produktivitätssteigerungen von 8 Prozent für das eigene Unternehmen und gesamtwirtschaftlich 12 Prozent in den nächsten fünf Jahren, berichtet das Ifo Institut.

Das McKinsey Global Institut schätzt sogar, dass generative KI-Technologien wie ChatGPT oder DALL-E einen jährlichen Produktivitätszuwachs weltweit von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar ermöglichen könnte.

Viel Potenzial steckt in generativer KI

„Als generative KI werden Modelle der Künstlichen Intelligenz bezeichnet, die darauf ausgelegt sind, neue Inhalte in Form von geschriebenem Text, Audio, Bildern oder Videos zu erzeugen“, erklärt SAP. Mit generativer KI könnten wir beispielsweise eine Kurzgeschichte oder einen Geschäftsbrief im Stil einer bestimmten Person verfassen oder ein realistisches Bild einer fiktiven Person erzeugen. Im Gegensatz zur traditionellen KI, die bestimmte Aufgaben nach vorgegebenen Regeln und Algorithmen ausführen, Entscheidungen treffen und auch automatisieren kann, könne generative KI aus Daten lernen und neue Dateninstanzen verschiedener Art erzeugen. „Diese Neuerung ebnet den Weg für Anwendungen, die bisher unvorstellbar waren“, so SAP.

„Für Unternehmen aller Branchen ist generative KI der Wegbereiter für die Entstehung echter Business- KI, die Unternehmen bei der Automatisierung von Prozessen, der Verbesserung von Kundeninteraktionen und der Steigerung der Effizienz auf vielfältige Weise unterstützen kann.“

KI-Start-ups sind heiß begehrt

Von der Generierung realistischer Bilder über die Entwicklung von virtuellen Assistenten, die E-Mails verfassen oder Codes schreiben könnten, bis hin zur Erstellung synthetischer Daten für Forschungs- und Schulungszwecke könne KI so Unternehmen dabei helfen, die Leistung in allen Geschäftsbereichen zu verbessern. Das macht generative KI (GenAI) zu einem wesentlichen Treiber in der Wirtschaft.

„Neuere Modelle wie GPT-4 und DALL-E verschieben die Grenzen dessen, was KI leisten kann“, so SAP. Das findet auch der Kapitalmarkt spannend. Im Jahr 2023 erhielten allein KI-Start-ups 40 Milliarden US-Dollar (CB-Insights/Statista) an Wagniskapital von Investoren. Die Keyplayer im Markt bei der Entwicklung von KI kommen auf ein Vielfaches. Zu ihnen zählen etwa Intel, Microsoft, Meta, Apple, Amazon, Samsung Electronics, Alphabet, Alibaba Group, Dell und Tencent.

Transformation der Arbeitswelt

Wie rasant sich KI-Technologien entwickeln, zeigt sich schon daran, dass solche Modelle erst wenige Jahre jung sind – und jetzt schon die Arbeitswelt verändern. Eine von Microsoft beauftrage Studie unter deutschen Unternehmen in 2024 ergab, dass jeder fünfte Büroangestellte („White Collar“) bei der Arbeit bereits KI nutzt, beispielsweise wie sie durch Microsoft Copilot verfügbar ist. Ein Viertel der befragten Büroangestellten gaben an, durch KI ein besseres Zeitmanagement zu erreichen, fast ebenso viele sehen eine positive Auswirkung auf ihre Produktivität.

Eine McKinsey-Studie aus dem Juni 2023 hält global eine Steigerung der Arbeitsproduktivität über alle Branchen hinweg um 0,1 bis 0,6 Prozent pro Jahr für möglich. Viel Potenzial für den Einsatz generativer KI liegt demnach in den Bereichen Kundenservice, Marketing, Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung.

„Anders als bei bisherigen Technologiesprüngen stehen bei der GenAI nicht physische Prozesse im Mittelpunkt, sondern die komplexen, hochqualifizierten und hochbezahlten Arbeitsbereiche.“ Das Bild, dass nur manuelle Tätigkeiten automatisiert werden, drehe sich gerade. Wie viele Arbeitsplätze und welche bis zu welchem Grad automatisiert werden, das lässt sich schwer vorhersagen. Die Transformation ist eher ein schleichender Prozess. Es gibt Studien, die prognostizieren einen Wegfall von bis zu 30 Prozent aller Arbeitsplätze weltweit. Gleichzeitig könnten neue Arbeitsfelder und -räume entstehen. Viele Experten schreiben KI auf jeden Fall eine große transformative Rolle zu, und das zeigt sich heute schon in vielen Branchen.