„Rückschläge sind so vielseitig wie die Geschichten, die meine Klientinnen mitbringen“, sagt Alexandra Gebhardt. Die Stressmanagement-Trainerin und frühere Management Assistentin erzählt einen Fall aus ihrer Coachingpraxis: Eine Klientin, die jahrelang als persönliche Assistenz für eine Führungskraft tätig war, wurde plötzlich in einen Assistenz-Pool versetzt. Der Grund war, dass im Unternehmen Assistenzstellen reduziert und die Rollen neu definiert wurden. Für die Klientin bedeutete das nicht nur einen Verlust an Autonomie und Wertschätzung, sondern auch die Herausforderung, sich in einem neuen Team und mit veränderten Aufgaben neu zu positionieren.
Trainerin, Autorin und Assistenzexpertin Enisa Romanic kennt die Herausforderungen des Assistenzberufs aus eigener Erfahrung: „In meiner Laufbahn erinnere ich mich an einen Moment, der mich besonders geprägt hat. Ich hatte wochenlang an einer wichtigen Präsentation gearbeitet. Allerdings wurde sie schließlich nicht verwendet, weil sich die strategische Richtung änderte. Es war frustrierend, da ich viel Zeit und Energie investiert hatte.“
Doch was machen solche Rückschläge mit uns? Wie gehen wir damit um? Können wir Hindernisse als Ansporn nutzen oder demotivieren sie uns auf lange Sicht?
Hindernisse im Assistenzberuf
Erfahrungen wie die nicht genutzte Präsentation haben Enisa Romanic gelehrt, flexibel zu bleiben und nicht jede Herausforderung persönlich zu nehmen. Aus dem Alltag von Assistenzen hört die Trainerin häufig, dass die fehlende Wertschätzung der Arbeit als Rückschlag wahrgenommen wird. Viele Assistenzen berichten ihr, dass die Leistungen als selbstverständlich angesehen werden und sie in den Hintergrund rücken, obwohl sie essenziell für den reibungslosen Ablauf im Unternehmen sind. Ein weiteres Problem sei der Umgang mit kurzfristigen Änderungen und unrealistischen Erwartungen. Deadlines werden verschoben, Prioritäten ändern sich von einer Minute zur nächsten. Oft müssen Assistenzen Aufgaben „mal eben nebenbei“ erledigen, was zusätzlichen Druck erzeugt.
Größere Rückschläge, die in Enisa Romanic’ Trainings und Gesprächen auftauchen, sind oftmals mit Konflikten oder Missverständnissen verbunden. Beispielsweise werden Assistenzen für Dinge verantwortlich gemacht, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen, wie eine fehlerhafte Planung oder technische Probleme. „Auch der Verlust des Vertrauens durch einen Fehler – sei es ein Termin, der versehentlich falsch koordiniert wurde, oder eine E-Mail, die an den falschen Empfänger ging – kann als großer Rückschlag empfunden werden“, sagt die Assistenz-Trainerin.
Alexandra Gebhardt wiederum benennt fehlende Entwicklungsperspektiven in der aktuellen Rolle oder Arbeitsplatzverlust durch Kündigung oder Restrukturierung als häufige Themen, mit denen sie in ihrer Arbeit als Coach konfrontiert wird. Aber auch Team- und Führungskonflikte, die eine produktive Zusammenarbeit erschweren, kritisches Feedback oder gescheiterte Projekte, die das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit erschüttern, gehören zu den alltäglichen Hindernissen in der Arbeitswelt.
Nicht zu vergessen ist das Thema Erschöpfung bis hin zum Burnout, oft hervorgerufen durch zu hohe berufliche Anforderungen.
Wie wir Misserfolge managen können
„Ich habe mit der Zeit gelernt, mir ein dickeres Fell anzulegen“, sagt Enisa Romanic. Mit ein bisschen Übung oder professioneller Unterstützung durch einen Coach kann eine professionelle Distanz antrainiert werden. Das ermögliche, Kritik oder Fehler nicht als persönlichen Angriff zu sehen. Gleichzeitig sei immer auch ein gut funktionierendes Netzwerk – innerhalb des Unternehmens oder in Verbänden wie dem bSb Bundesverband Business Professionals – ein großer Rückhalt. Der Austausch mit Gleichgesinnten helfe dabei, Rückschläge einzuordnen, sich nicht allein mit seinen Problemen zu fühlen und Lösungen zu finden.
Selbstreflexion benennt die Trainerin als weiteren Schlüssel: Was lief falsch? Was kann ich das nächste Mal anders machen? Diese Frage zu stellen, statt in Selbstvorwürfen zu versinken, sei für viele der erste Schritt, um mit einem Rückschlag umzugehen. Auch kleine Rituale, um Stress abzubauen, wie kurze Spaziergänge, das Führen eines Tagebuchs oder gezielte Atemübungen können helfen. „Ich selbst habe gelernt, offen mit Fehlern umzugehen und daraus zu lernen. Ein entscheidender Punkt ist, sich Unterstützung zu holen, anstatt alles allein bewältigen zu wollen. Und wenn ein großer Rückschlag eintritt, hilft es, den Fokus auf das zu lenken, was gut läuft, um die eigene Motivation wiederzufinden“, so Enisa Romanic.
Rückschläge können tatsächlich ein Ansporn sein, wenn wir sie als Feedback sehen, das uns zeigt, wie wir wachsen können. Die Trainerin empfiehlt, eine „Erfolgsliste“ zu führen, in der regelmäßig positive Ergebnisse und Lernmomente festgehalten werden. Sie dient als Erinnerung daran, dass selbst schwierige Zeiten überwunden werden können. Um sich wieder zu motivieren, helfe es, kleine Erfolge zu feiern und sich bewusst zu machen, wie weit man bereits gekommen ist.
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